Thema Sommerstürme Die schlimmsten Sommerstürme habe ich 1980 oder so in Sougia erlebt. Was heißt eigentlich schlimm? Wenn man sich zu einer Gruppe gesellt hatte, die unter einem der wenigen Bäume am Strand wohnte waren diese Stürme außerordentlich angenehm. Es war ein Kieselstrand, also wenigstens kein Staub. Es gab keine Möglichkeit zu duschen, außer man nahm eines der noch raren Zimmer, oder jemand lieh einem einen Gartenschlauch. Z.B. Karin aus Frankfurt, die mit ihrem griechischen Ehemann gerade einen Bau begonnen hatte. Bar und Küche waren schon fertig und das war gut so.... Oder man trampelte ca. eine Stunde durch die Berge und konnte dann das Quellwasser aus einer Ziegentränke benutzen. Nach dem Rückmarsch war man allerdings wieder genau so verschwitzt wie vorher. Meistens blieb man salzig und ließ sich vom Sturm kühlen, so er denn blies. Eines schönen Nachmittags saß ich vor Karins Haus mutterseelenallein (das ging noch) an einem Tisch und blickte aufs Meer. Da kam der Sturm, und wie. Ich blieb standhaft sitzen, hielt Ouzo und Tisch fest, während die anderen Tische und Stühle binnen Sekunden Richtung Meer verschwanden. Neue Möbel für Paleochora würde ich sagen. Heute ist dort alles eingemauert und verzäunt, Möbel sind teuer auf Kreta. Ach ja, Sougia. Damals schon eine kleine Zweigstelle nordeuropäischer, meistens deutscher "Esoteriker". Da ging es so langsam los. Das erste Müsli auf kretischem Boden erlebte ich in Sougia. Da gab es eine junge Dame die sich mit dem, nach ihrer Meinung klangvollen Namen "Marsala" geschmückt hatte und regelmäßig ihr Müsli aus Düsseldorf geschickt bekam, das sie dann mit bedeutungsschwangerem Gesicht am Strand zu sich nahm. Überflüssig zu erwähnen, dass dieses Wesen (damals hatte man seinen Spitznamen in Windeseile weg) sehr bald als "Moussaka" bekannt war, was später in "Massaker" gipfelte. Ich nenne ein sehr bekanntes Gericht auf Kreta noch heute so. Mag keine Auberginen. Ansonsten waren auch eine Menge lockere und angenehme Leute dort, eben diejenigen die sich die Namen für die Komiker einfallen ließen. Der Sturm in Paleochora war dieses Jahr nicht klein zu kriegen. Er wütete immer wieder, der Strand war leer, Tische und Stühle flogen auch hier lustig durch die Gegend. Die längste Sturm-Session dauerte 5 Tage am Stück und war ganz nach meinem Geschmack. Ich liebe die warmen Stürme auch dort. Von Schwitzen keine Spur. Nachts kann man dafür sorgen, dass es so richtig durchs Zimmer weht, fast wie früher am Strand. Spitze. Bis auf... Ja einmal saß ich so auf Stelios' Terrasse vor mich hin. Diesmal hielt ich einen Tsikoudia und den Tisch fest, da fliegt doch ein Glas an mir vorbei und zerschellt am Geländer. Ich drehe mich um, um nachzusehen von welchem Tisch es wohl gestartet sein könnte, da knallt mir die Speisekarte vom Nachbartisch voll ins Gesicht. Ringbuch, schwer, Gleitsicht völlig im Eimer. Naja, immer noch besser als ganz blind.
In der Folge gab es noch häufiger Flying Eggs statt Fried Eggs, aber ich liebe den Sturm, wie schon gesagt.
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