Paleochora - hell, warm, und unglaubliche
Ruhe.
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 Hier erst mal ein
nostalgisch verklärter Blick auf "Schleichers" Kafenion.
Das Bild ist allerdings von 1988 oder so.
Ganz alte Photos habe ich kaum, ich lasse mir aber
gerne helfen.
Warum Schleicher? Zu jener Zeit konsumierte man
gerade den "Herrn der Ringe" in Buchform. Wohl deshalb und
weil es zu seiner typischen Fortbewegungsart passte, hieß er eben
irgendwann "Schleicher".
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Eigentlich hieß
er Georgios Lambakakis und war ein ganz
besonderer Charakter. Nicht zuletzt prangte gegenüber von seinem
Kafenion auf der alten ehemals türkischen Präfektur (heute "Coconut"
und leider neues Haus) ein Schild mit dem Text: "Welcome to
Paleochora. Please dress decently". Er als Ex-Polizist nahm das
dann auf seine spezielle Weise sehr genau.
Leute in kurzen Hosen hatten zunächst mal generell
Schwierigkeiten. Es sei denn, sie konnten irgendwie sein Vertrauen
gewinnen. Über Menschenkenntnis verfügt der Mann ohne Zweifel.
Barfußläufer und andere
"coole Typen" die irgendwie so wirkten als wollten sie dem Ort
ihr eigenes Müsligehabe überstülpen wurden nicht bedient. Das gleiche
galt für Leute die lesen, stricken oder ähnlich rätselhafte Dinge tun
wollten (zumal zur Frühstückszeit), die man besser zu Hause macht.
Ganz schlecht dran waren die super lockeren Typen, die sich nicht wie
üblich mit dem Blick zur Strasse setzten, sondern Gesicht zur Wand. Das
habe ich denen aber gegönnt, die sitzen wahrscheinlich in der
Straßenbahn auch verkehrt rum und glotzen einen morgens um 6:00 Uhr
blöde an. Außerdem war das wohl eine Missachtung des Dorflebens an dem
man gefälligst Anteil zu nehmen hat wenn man schon mal da ist. Man war
nämlich zu Anfang, ich schätze in der ursprünglichen Art noch bis ca
1980 vielleicht auch 1982, ein "Xenos" also Fremder, und somit
Gast und kein Tourist. Gäste drehen ihrem Gastgeber (Paleochora in
diesem Falle) normalerweise nicht den Hintern zu.
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 Unser
Schleicher. Er vergaß nie etwas, hatte immer seinen
antiken Lappen dabei, hat nie beschissen und wurde nicht müde immer
wieder Meze-Tellerchen rüberzuschieben, die traditionell
ausgestattet und lecker waren und er hat diesbezüglich nie Unterschiede
zwischen Einheimischen und Freaks gemacht (wenn sie sich passend
benommen haben). Oft war auf den Tellerchen auch eine etwas
eingetrocknete kleine Sardine die die
Freaks sich bisweilen stundenlang gegenseitig zugeschoben haben.
Irgendwann war sie dann weg und tauchte plötzlich wieder auf einem
anderen Teller an einem anderen Tisch auf. Ich glaube aber nicht
wirklich, dass es dieselbe war . Ich hab' meine vorsichtshalber immer
gegessen, so hatte ich ihr Alter einigermaßen im Griff. Wenn man
Schleichers Vertrauen gewonnen hatte konnte man sich den ganzen Tag
selbst bedienen und abends oder auch am nächsten Tag bezahlen. Er hatte
ein sehr feines Gespür dafür wer ihn übers Ohr hauen wollte.
Als die Touristen dann merkwürdiger bzw. krimineller
wurden, hat er zur Siesta-Zeit abgeschlossen. Mit Recht.
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Spitze war auch seine Frau Argirula, sie hat
den besten Kuchen der Welt produziert was sie aber vor drei Jahren aus
Alters- und Gesundheitsgründen eingestellt hat. Im übrigen wurde das
Kafenion dann verpachtet, in eine Art Almhütte umgebaut und ist jetzt
eine Musikkneipe wie viele andere auch. Name unbekannt, irgendwas mit
"Fabrik". Passt mir gar nicht, verglichen mit
"Schleichers" Kafenion. Aber auf jeden Fall ist es immer noch
prima auf der Ecke zu sitzen.
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